Urbanisierung und Gesundheit in ethnologischer Perspektive
Sommersemester 2007
PD Dr. Brigit Obrist (Brigit.Obrist@unibas.ch)
Universität Basel, Ethnologisches Seminar
BA Ethnologie Modul Wissenschaftliche Vertiefung/Sachthematische Fragestellungen der Ethnologie
MA Ethnologie Modul Sachthemen
MA African Studies, Module Social Anthropology und Environment and Human Well-Being
MA Sustainable Development
MA Kulturanthropologie
Urbanisierung ist heute ein weltweites Phänomen. Wir verstehen darunter sowohl eine zahlenmäßige Zunahme der in Städten lebenden Bevölkerung, die Ausbreitung des städtischen Siedlungsraumes und die städtebauliche Umgestaltung bestehender Siedlungen als auch einen komplexen, mehrdimensionalen Prozess des gesellschaftlichen und kulturellen Wandels. Urbanisierung muss nicht apriori eine negative Veränderung induzieren. Doch sie wird zu einem Problemfeld, wenn dieser unkontrollierte Prozess in Städten mit schwachen oder unwilligen lokalen Behörden und ungenügender Regierungsführung abläuft resp. auf solche strukturelle Defizite trifft. Für die Medizinethnologie stellt sich die empirische Frage, mit welchen Aspekten der Urbanisierung die Menschen vor Ort eine Gefährdung ihrer Gesundheit in Verbindung bringen, seien dies Quartiersbewohner, rituelle Spezialisten, politische Aktivisten oder Regierungsvertreter. Aus der Gegenüberstellung unterschiedlicher, kulturell und politisch oft umstrittener Perspektiven lassen sich vielfältige Felder gesellschaftlichen Wissens und gesellschaftlicher Praxis im Umgang mit Gesundheit, Krankheit und Leiden erschliessen. Im Sinne von Ulf Hannerz geben die Perspektiven, die in der Interaktion von Akteuren produziert und reproduziert werden, Einblick in die Erfahrung von Gesund- und Kranksein in einer urbanen Lebenswelt, die wiederum in je spezifische historische, regionale, nationale und internationale Zusammenhänge eingebunden ist .