Religion oder Medizin?
Perspektiven auf Krankheit und Heilung in Afrika
Wintersemester 2002/03
Hansjörg Dilger (hansjoerg.dilger@berlin.de)
Freie Universität Berlin, Institut für Ethnologie
In den 1970er und 1980er Jahren kam es in der ethnologischen Auseinandersetzung mit Krankheit und Heilung in Afrika zu einem Perspektivenwechsel: Nahm die Religionsethnologie diese Phänomene bis dahin vor allem als einen Anlass, soziale Prozesse und Glaubenssysteme zu erforschen, stellte insbesondere die anglo-amerikanische Medical Anthropology Krankheit und Heilung in den Mittelpunkt ihrer Analyse. Untersucht wurden fortan ‘medizinische Systeme’ und der individuelle bzw. kollektive Umgang mit unterschiedlichen therapeutischen Traditionen im ‘medizinischen Pluralismus’.
In diesem Seminar wollen wir zum einen den beschriebenen Perspektivenwechsel – in der Ethnologie, aber auch in afrikanischen Gesellschaften selbst – anhand ausgewählter Texte nachvollziehen. Zum anderen soll die Trennung zwischen den beiden Subdisziplinen ‘Religionsethnologie’ und ‘Medizinethnologie’ am Beispiel neuerer Texte – und insbesondere mit Blick auf die AIDS-Epidemie – kritisch hinterfragt werden. Obwohl die Fallbeispiele vorrangig auf das subsaharische Afrika bezogen sind, sind die theoretischen Grundlagen des Seminars von überregionalem Interesse. Das Seminar wendet sich an Studierende im Hauptstudium, Fortgeschrittene im Grundstudium sind jedoch ebenfalls zugelassen.